Sendung und Aufgabe der treu gebliebenen guten Engel

 

Im Jahre 1973 starb bei den Kleinen BrŸdern Jesu in Toulouse im Alter von 91 Jahren der bedeutende kath. Philosoph Jacques Maritain. Er hielt bis zuletzt im Seminar von Toulouse Vorlesungen. Eine seiner letzten Vorlesungen handelte Ÿber das Convivium, das Zusammenleben der Engel mit uns Menschen nach Thomas v. A. Dabei hat der greise Gelehrte aufgezeigt, dass dieses Convivium Gott sei Dank nicht blo§ bezŸglich der gefallenen Engel gilt, sondern noch mehr bezŸglich der treu gebliebenen guten Engel. Er meinte da u.a.: Die Engel sind mit dem menschlichen Leben innigst verbunden. Da alles ist nichts Au§erordentlicheres, sondern eigentlich etwas zutiefst Normales und entspricht sowohl einem Grundgesetz der Natur wie auch einem Erfordernis der Gnade. Es gibt eben nur ein einziges, durch Gottes Schšpferakt hervorgebrachtes Universum, das gleichzeitig die reinen Geister und die stoffliche Welt zusammen mit uns, die wir Geist im Fleische sind, umfasst, sodass das erste Gesetz der universalen Ordnung das Convivium, das Zusammenleben der Engel mit den Menschen istÒ.

Von der Sendung der treu gebliebenen guten Engel und ihrer Aufgaben in diesem Convivium sei nun gesprochen:

1. Satz: Die Engel haben als erste Aufgabe die Anbetung und den Lobpreis Gottes, genauso, wie wir Priester.

Sie sind aber auch zum Dienst fŸr die Menschen und zu ihrem Schutz bestellt, wieder genauso, wie wir Priester.

Jeder Mensch hat einen besonderen Schutzengel.

Theol. Qualifikation: de fide!

1.    Die Engel haben als erste Aufgabe die Anbetung und den Lobpreis Gottes: Die Kirche hat das vielfach in ihren liturgischen Texten zum Ausdruck gebracht; man denke nur an die 80 PrŠfationen, die mit dem Lobpreis der Engel auf den dreimal heiligen Gott ausklingen (Zum Ganzen vergleiche man das schšne Buch des konvertierten protestantischen Theologen Erik Peterson: ãDas Buch von den Engeln. Stellung und Bedeutung der heiligen Engel im KultusÒ, Leipzig 1935). Der Ablauf der irdischen Liturgie ist gleichsam ein sichtbarer Abglanz, ein wirkmŠchtiges Symbol der himmlischen Liturgie der Engel. Diese Einheit der beiden Gottesdienste bringt die Liturgie selbst in der PrŠfation zum Ausdruck, wo sie die versammelte kirchliche Gemeinschaft einlŠdt, sich mit den Thronen und Herrschaften, den Cherubim und Seraphim zu vereinigen, um den seraphischen Lobgesang, das Dreimal-Heilig, zu singenÒ (J. Danielou, Die Sendung der Engel, Salzburg 1963, S. 84f)

Hier haben wir auch schon den Hinweis auf einen der wichtigsten Texte der Hl. Schrift:

In der Berufungsvision des Propheten Jesaia (Is 6,1-4) wird klar zum Ausdruck gebracht, dass die Engel die Anbetung und den Lobpreis Gottes als ihre erste Aufgabe ansehen: ãIch sah den Herrn sitzend auf hohem, erhabenem Throne, und das, was unter ihm war, erfŸllte das Heiligtum. Seraphim schwebten um ihn. Sechs FlŸgel hatte ein jeder... Und der eine rief dem andern zu und sprach: ãHeilig, heilig, heilig ist der Herr der Herrscharen, der ganzen Erde FŸlle ist seine Herrlichkeit.Ò Und es erbebten die Fundamente der Schwellen von der Rufenden Stimme, wŠhrend der Tempel voll ward von RauchÒ.

An diese Vision wie an die bei Ez 1,4ff knŸpft dann die Apok 4,2ff an und fasst gleichsam beide im AT geschilderten Visionen zusammen:

ãInmitten des Thrones und rings um den Thron standen vier Wesen, ganz voll Augen vorne und hinten. Das erste Wesen glich einem Lšwen. Das zweite Wesen glich einem Stier. Das dritte Wesen hatte ein Gesicht wie ein Menschengesicht, und das vierte Wesen glich einem fliegenden Adler. Ein jedes der vier Wesen hatte sechs FlŸgel, ringsum und inwendig voll Augen. Ruhelos sprachen sie Tag und Nacht: ãHeilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmŠchtige Gott, der war und der ist und kommen wird!Ò Und so oft jene Wesen dem, der auf dem Throne sitzt, dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, Ruhm und Ehre und Dank dargebracht hatten, warfen sich die 24 €ltesten nieder vor dem, der auf dem Throne sitzt...Ò Anschlie§end in Apok 5,11ff. wird dann von den zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend Engeln dem Lamme der Hymnus des Lobpreises dargebracht: ãUnd ich schaute und hšrt einen Chor vieler Engel rings um den Thron und die Wesen und die €ltesten. Es waren an Zahl zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Sie riefen laut: ãWŸrdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und StŠrke und Ehre und Ruhm und LobpreisÒ.Ò

Auf die Psalmen gehšrt noch besonders hingewiesen, weil dort ebenfalls sehr klar von dieser Aufgabe der Engel die Rede ist:

Ps 96,7: ãBetet ihn an, all seine Engel!Ò

Ps 103,20: ãPreiset Jahwe, all seine Engel, ihr Gewaltigen, die ihr vollfŸhrt seine Befehle, gehorsam seinem gebietenden Wort! Preiset Jahwe, alle himmlischen Heere, ihr, seine Diener, die ihr vollfŸhrt seinen willen!Ò

Ps 148,2: ãLobet Ihn alle seine Engel, lobet ihn, alle seine himmlischen Heere!Ò

Im Lobgesang der drei JŸnglinge im Feuerofen bei Dan 3,58 werden auch die Engel zur Verherrlichung Gottes aufgefordert: ãPreiset den Herrn, ihr Engel des Herrn: lobet ihn und erhebt ihn in Ewigkeit!Ò

Da Jesus Christus wahrer Gott ist wie der Vater, so gebŸhrt naturgemŠ§ auch Ihm der Lobpreis und die Anbetung der Engel. Daher hei§t es im Hebr 1,6 in Anlehnung an Ps 96,7: ãAnbeten sollen Ihn alle Engel GottesÒ.

†ber diese erste Aufgabe der Engel fand ich in LeosÔ XIII. Rosenkranz-Enzyklika ãAugustissimae VirginisÒ vom 12. Sept. 1897 eine sehr schšne Stelle: Leo XIII. schreibt da: ãSo oft wir beim Beten des marianischen Rosenkranzes die Geheimnisse unseres Heiles Ÿberdenken, ebenso oft treten wir in Wettstreit mit den Engeln, und zwar in der AusŸbung eines hochheiligen Dienstes, der gro§e €hnlichkeit hat mit jenen Dienstleistungen, die einst der himmlischen Heerschar der Engel anvertraut waren. Sie haben ja diese Geheimnisse zu ihrer Zeit uns enthŸllt, sie haben einen gro§en Anteil an diesen Geheimnissen genommen; sie wirkten eifrig bei diesen (Heilsgeheimnissen) mit, bald mit freudestrahlendem Antlitz, bald mit schmerzerfŸlltem, bald wieder voll Jubel im herrlichen Triumph. Gabriel wird zur Hl. Jungfrau gesandt, ihr die Menschwerdung des ewigen Wortes zu verkŸndigen. Engel feiern mit ihren GesŠngen in der Grotte zu Betlehem die Herrlichkeit des zur Welt geborenen Heilands. Ein Engel bestimmt Joseph zu fliehen und sich mit dem (gšttlichen) Kind nach €gypten zu retten. Da Jesus im …lgarten von Traurigkeit ŸberwŠltigt blutigen Schwei§ vergoss, tršstete ihn ein Engel mit ehrfŸrchtig liebendem Wort. Engel verkŸnden Jesus den Frauen, nachdem er als Sieger Ÿber den Tod aus dem Grab hervorgegangen war. Von seinem Einzug in den Himmel bringen die Engel die Botschaft und kŸndigen an, dass Er, von den Scharen der Engel begleitet, wiederkommen werde. Dann wird er die Seelen der AuserwŠhlten mit den Engeln vereinigen und sie zu den himmlischen Chšren emporfŸhren, Ÿber die ãerhšht worden ist die heilige GottesgebŠrerinÒ.Ò ... Kann es denn Gšttlicheres, kann es Schšneres geben, als mit den Engeln zu beten und mit ihnen sich in Gott und in seine Geheimnisse zu versenken? Welch hoffnungsfrohe Zuversicht auf die kŸnftige selige Gemeinschaft mit den Engeln im Himmel dŸrfen die im Herzen tragen, die schon auf Erden sich gleichsam in ihren Dienst eingereiht haben!Ò

 

 

2.    Die Engel sind zum Dienst fŸr die Menschen und zu ihrem Schutz bestellt

Jeder Mensch hat einen besonderen Schutzengel.

Diese Glaubenswahrheit ist zwar nie ausdrŸcklich definiert worden vom Kirchlichen Lehramt, aber das Magisterium ordinarium hat sich in den Katechismen und in der Liturgie deutlich dazu bekannt:

In dem Auftrag des Tridentinum verfassten und von Pius V. herausgegebenen Catechismus Romanus hei§t es im 4. Teil, Kapitel 9 Nr. 4: ãDurch Gottes Vorsehung ist den Engeln der Auftrag gegeben, dass sie das Menschengeschlecht beschŸtzen und den einzelnen Menschen beistehen, damit sie nicht einen bedeutenden Schaden nehmen. Denn wie die Eltern ihren Kindern, wenn diese eine unsicher und gefahrvolle Reise machen mŸssen, SchŸtzer und Helfer in den Gefahren beigeben, so hat der himmlische Vater auf diesem Wege, auf welchem wir zum himmlischen Vaterland pilgern, jedem von uns Engel vorgesetzt, durch deren Hilfe und Sorgfalt geschŸtzt wir die von den Feinden bereiteten Schlingen vermeiden und die wider uns gemachten schrecklichen Angriffe zurŸckschlagen und unter ihrer FŸhrung den rechten Weg einhalten kšnnen, damit kein Irrtum, vom trŸgerischen Widersacher uns bereitet, uns von dem Wege ablenken kšnne, der zum Himmel fŸhrt.Ò

Die ršmische Liturgie kennt (seit dem 16. Jahrhundert) ein eigenes Schutzengelfest mit der vielsagenden Oration: ãGott, in Deiner Vorsehung sorgst Du fŸr alles, was Du geschaffen hast. Sende uns Deine heiligen Engel zu Hilfe, dass sie uns beschŸtzen auf allen unseren Wegen, und gib uns in der Gemeinschaft mit ihnen Deine ewige Freude...Ò

Was die Hl. Schrift betrifft, so finden sich Andeutungen und Hinweise dafŸr, dass die Engel auch zum Dienst fŸr die Menschen und zu ihrem Schutz bestellt sind, im AT. Denken wir an das Buch Tobias, in welchem die Schilderung des Schutzes, den der Engel Raphael dem jungen Tobias sogar in sichtbarer Form und Gestalt angedeihen lŠsst, ergreifend schšn ist.

In Gen 48,16 segnet der greise Patriarch Jakob seine Enkel, die Sšhne Josephs Ephraim und Manasses, mit den Worten: ãDer Gott, vor dessen Angesicht meine VŠter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte war, seit ich bin, bis zum heutigen Tag, und der Engel, der mich aus aller Not befreit hat, er segne diese Knaben!Ò

An den bekannten Vers 11 im Ps 91 kann erinnert werden, wo es hei§t: ãGott entbietet fŸr dich seine Engel, dich zu behŸten auf allen deinen Wegen. Sie sollen dich auf den HŠnden tragen, dass nicht an einen Stein sich dein Fu§ sto§eÒ.

Wichtig ist dann vor allem das Wort Jesu bei Mt 18,10, wo er vor dem €rgernis warnt, das den Kleinen gegeben wird: ãSehet zu, dass ihr keines dieser Kleinen verachtet (und ihnen €rgernis gebt), denn Ich sage euch: ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel!Ò ãIhre EngelÒ weist zweifellos auf eine besondere Zueignung der Engel an die Kleinen hin. Das den Kleinen gegebene €rgernis ist auch eine Beleidigung ihrer Engel.

(Die kšstliche Stelle in Apg 12,15 darf nicht unerwŠhnt bleiben: Nach seiner wunderbaren Befreiung aus der Kerkerhaft durch einen Engel (Apg 12,6-11) kam Petrus zu sich und sagte: ãNun wei§ ich wirklich, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich der Hand des Herodes und aller Erwartung des Judenvolkes entrissen hatÒ. Als r zu dieser Erkenntnis gekommen war, begab er sich zum Hause der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus. Dort waren viele zum Gebet versammelt. Er klopfte an die Au§entŸr, und eine Magd namens Rhode ging hin, um zu horchen. Als sie die Stimme des Petrus erkannte, šffnete sie vor Freude das Tor nicht, sondern lief hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Tor. Jene entgegneten ihr: ãDu bist wohl von Sinnen!Ò Doch sie bestand darauf, es sei so. Da meinten sie: ãEs ist sein EngelÒ. Petrus aber fuhr fort, zu klopfen. Nun machten sie auf, sahen ihn und staunten.Ò Hier kommt also bei den ersten Christen die †berzeugung zum Ausdruck, dass Petrus – und Šhnlich wie er auch alle anderen Menschen seinen eigenen Engel als SchŸtzer und Begleiter haben.

Unter den KirchenvŠtern gab es einige, die meinten, nur die Getauften hŠtten einen Schutzengel; einige wieder meinten, dass ein Engel die BeschŸtzung mehrerer Menschen Ÿbertragen bekomme. DafŸr, dass alle Menschen von der gšttlichen Vorsehung einen Schutzengel an die Seite gestellt bekommen, treten manche VŠter ausdrŸcklich ein! Es sei nur Hieronymus in seinem Kommentar zur Mt 3,18 zitiert: ãMagna dignitas animarum, ut unaquaeque habeat ab ortu nativitatis in custodiam sui angelum delegatumÒ.)

 

Die Aufgaben, die die guten Engel den ihnen anvertrauten Menschen gegenŸber haben, sind – nach den Andeutungen der hl. Schrift des AT und NT – folgende:

 

1.     Die Engel sollen manche Gefahren und †bel vom Leib und von der Seele der ihnen anvertrauten Menschen abwenden (vgl. Tobias).

2.     Die Engel sollen die bšsen Geister abwehren, damit diese den Menschen nicht schaden kšnnen (vgl. Tobias 8,3: ãRaphael verfolgte ihn/den DŠmon, der dem Tobias Schaden zufŸgen wolle/ und fesselte ihnÒ)

3.     Die Engel flš§en den ihnen anvertrauten Menschen gute Gedanken und Anregungen ein (vgl. Apg 8,26:  ãEin Engel des Herrn sprach zu Philippus: Mach dich auf und zieh gegen Mittag auf die Stra§e, die von Jerusalem nach Gaza hinabfŸhrt...Ò; Apg. 10.3: ãEines Tages sah Cornelius um die neunte stunde in einem Gesicht deutlich, wie ein Engel Gottes zu ihm eintrat und ihn anredete: ãKornelius!Ò Er schaute ihn an und fragte voll Furcht: ãWas gibt es, Herr?Ò Der antwortete ihm: ãDeine Gebete und Almosen sind vor Gott emporgestiegen, und er hat ihrer gedacht. Sende nun MŠnner nach Joppe und lass einen gewissen Simon mit dem Beinamen Petrus kommen.Ò ...Ò

4.     Die Engel bringen die Gebete der Menschen Gott dar und beten fŸr sie (Apok 8,3: ãEin Engel kam und trat an den Altar mit einem goldenen Rauchfass und viel RŠucherwerk ward ihm gegeben, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne darbringeÒ)

ãDie SchutztŠtigkeit der Engel den Menschen gegenŸber zielt bei der Tatsache, dass die Engel ja schon die unmittelbare Anschauung Gottes genie§en und demnach all Ÿberall im Blickpunkt ihres Handelns Gott selber liegt, naturgemŠ§ in erster Linie darauf, ihre Schutzbefohlenen zum ewigen Heil zum Convivium mit Gott zur schauenden und leibenden Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott hinzufŸhren. Als Abbilder und Boten des Hl. Geistes heiligen sie jegliche Kreatur, der sie dienen. Diesem hohen Ziel ist das Eingreifen der Engel in rein irdische Angelegenheiten und Anliegen in jedem Fall Ÿbergeordnet, noch mehr selbstverstŠndlich der Beistand, den sie in Versuchungen zur SŸnde leisten. Wenn Versuchung und Versucher nahen, dann wachen sie Ÿber unser hohes Gut der Gnade, sprechen Trost, Kraft und Vertrauen zu, flŸstern dem Versagenden das Gebet ins Herz, bitten fŸr ihn bei dem, dessen Antlitz sie unwandelbar und immerdar schauen. So wehren sie auch zeitliche †bel ab, sofern es das ewige Heil ihres SchŸtzlings gefŠhrden und ihn Ÿber seine seelische Kraft hinaus belasten kšnnte.  Bei dieser Sachlage ist es (dann aber eigentlich) selbstverstŠndlich, dass die Engel ihr WŠchter- und SchŸtzeramt mehr Ÿber Erwachsene als Ÿber Kinder ausŸben, deren Heil noch nicht so unmittelbar gefŠhrdet ist. NatŸrlich, auch Kinder haben ihren Schutzengel, wie aus dem Wort unseres Herrn klar hervorgeht, und sie bedŸrfen seiner, um nicht im empfindlichsten Stadium ihres Lebens, im Knospenalter, da sich alles SpŠtere in ihnen vorbereitet und grundlegt, geschŠdigt zu werden. Freilich, des Engels Schutz geht nur neben den Einwirkungen, die von Seiten der Menschen kommen, einher, und diese vermšgen kraft ihres bšsen Willens zunichte zu machen, was der Engel zum Besten des Kindes tut. Die Menschen nicht zuletzt sind es, vor denen der Schutzengel ein Kind zu schŸtzen hat. Aber unmittelbar in ihrem Heil gefŠhrdet sind die Erwachsenen; leichter geben ja sie die hohe unbekannte Aufgabe preis, die ihnen Gott zugewiesen hat; mŠchtiger steigt aus ihnen das Bšse auf. So wenden sich die Engel in der hl. Schrift vor allem den Erwachsenen zu und bieten ihnen Schutz und FŸhrung. Wie tšricht wŠre es also, zu glauben, die Erwachsenen bedŸrften des Schutzes durch die reinen Geister, die allzeit Gottes Antlitz schauen, nicht! ... Das Kind kann noch keine TodsŸnde begehen, der Erwachsene kann es. Das Kind wartet noch auf seine Aufgabe; den Erwachsenen hat sie schon lŠngst eingeholt. Und wie ein Netz Ÿber einem TrŠumenden ist um und Ÿber ihn ein Gewirr der Begierden, Irrlichter, TrŠume, Werbungen geworfen. Um ihn schweift schon der Engel des Abgrunds... Wenn es schon ein Schutzengelamt gibt, dann ist es um der Erwachsenen willen von Gott gestiftet, ein echtes, ernstes Amt, nicht nur zur Verschšnerung eines kindlich-anmutigen und zugleich in einem tieferen Sinn ungefŠhrdeten Lebensstadiums eingefŸhrt, das es sowieso nie gegeben hat. Wahrhaft, ein Amt, das viel Umsicht und Weitblick verlangt und nicht ŸberflŸssig wird, so lange die Welt steht: Engel dienen den Menschen und sie sind (sich) nicht zu gro§, dieses Amtes zu walten. Da sie aber den Menschen im Auftrag Gottes dienen und dabei nicht den Menschen, sondern Gott gehorsam sind, so gilt ihr Amt auch der AusfŸhrung der gšttlichen RatschlŸsse, in die ihr SchŸtzling einbegriffen ist oder die ihn gar unmittelbar betreffen. Sie helfen jene UmstŠnde zur Reife bringen, durch die  nach Gottes Absicht und Plan Geschichte wird. Sie fŸhren die Wege derer zusammen, die einander brauchen, sei es zeitweilig oder fŸr immer. Sie leiten und Ÿberwachen die Erziehung dessen, den Gott fŸr ein gro§es und besonderes werk zum Besten vieler auserwŠhlt hat. Auch die Wege ihrer einstens verworfenen SchŸtzlinge lenken sie so, dass sie letztlich der Herrlichkeit Gottes dienen, und immer haben sie ein Auge auf die entgegengesetzten EntwŸrfe und Nachstellungen der bšsen Geister. Sie weben also mit am Teppich der menschlichen Schicksale und der menschlichen Geschichte, so wie deren Muster im ewigen Ratschluss Gottes vorgezeichnet sind. Als Diener der Vorsehung werfen sie das Weberschiffchen durch das Gewirr der FŠden und wirken auf ihre Weise mit an der AusfŸhrung der hohen PlŠne Gottes, innerhalb deren ein jeder sein Heil und seine BewŠhrung finden soll. So sind sie viel mehr als etwa nur KindermŠdchen Gottes, uns an die Seite gestellt, damit wir mit unseren FŸ§en an keinen Stein sto§en oder vor allem nur erdenklichen irdischen Unheil bewahrt bleiben; sie sind uns vielmehr als hohe Freunde von Gott gewŠhrt, damit wir nicht so an einen Stein mit unserem Fu§ sto§en, dass wir in den Abgrund des ewigen Todes stŸrzen. Immer nehmen sie sicher mehr Gottes als unsere meist kleinhorizontigen Interessen wahr und damit unsere hšchsten.

Wohl eine der grš§ten Aufgaben der Engel ist, die Macht des alten Widersachers in den AuserwŠhlten Gottes zu wahren, die in jedem einzelnen Menschen aufleuchten soll... Die Wahrheit von den heiligen Schutzengeln ist nicht blo§ eine schšne, sondern eine gro§e Wahrheit, der wir uns umso mehr freuen dŸrfen, als sie uns nicht blo§ von Dichtern wie LŽon Bloy oder Paul Claudel geboten wird, sondern in der Offenbarung Gottes selber ihr Fundament hat... Aber so viel wir von den Schutzengeln zu erwarten haben – sie sind die in geschšpflicher Gestalt uns zur Seite tretende Allmacht und Vorsehung Gottes -, auch sie erwarten etwas von uns. Sie vermšgen uns nicht einen Schritt voranzufŸhren, ohne dass wir in einem innersten geheimen Punkt unseres Wesens zustimmen. Nie gehen sie hinweg Ÿber unsere Freiheit, und indem wir frei sind, bewegen sie uns im Gegensatz zu den bšsen Engeln, die auf uns in dem, wo wir unfrei sind, Einfluss zu nehmen suchen. Sie wirken auf uns als Personwesen nur moralisch, nicht physisch – Gott allein vermag physisch und zugleich unter Wahrung unserer Freiheit auf uns zu wirken -, und sie kšnnen es nicht verhindern, dass wir ihnen entgegenhandeln, sŸndigen und sogar freien Willens verlorengehen, so dass nicht der Geist Gottes, sondern der Geist der Finsternis in uns triumphiert und eben da, wo wir stehen, die uralte front Gottes gegen Satan zusammenbricht. Etwas Gro§es ist es um den Gehorsam gegen die Engel, vor denen wir, wie vor dem allsehenden Spiegel Gottes selber, leben. Sie sind allzeit unsere Zeugen fŸr uns und gegen uns.Ò (A. Winklhofer, Die Welt der Engel S. 91 -96)

 

Meine Bitte: Lassen Sie sich nicht vom Glauben an die Existenz und an die Wirksamkeit der heiligen Engel abbringen! In meiner BroschŸre Ÿber ãDie sieben heiligen ZufluchtenÒ, zu denen an fŸnfter Stelle die Engel gehšren, habe ich S. 38 folgende Worte einer Schrift Ÿber das ãOpus AngelorumÒ zitiert: ãWer sich vom Teufel verabschiedet hat, fŸr den sind auch die treugebliebenen Engel hšchstens nur Randfiguren, mythische Zutaten eines rein humanitŠren Christentums. Im besten Fall kŸnstlerische Ornamente fŸr Kirchen und Kinderzimmer. Wer aber seinen Glauben an die Lehren der heiligen Kirche ernst nimmt, wer wirklich katholisch ist, der muss mit den Urchristen und den Heiligen dieser unserer Kirche auch an das Wirken der heiligen Engel glauben, wie es uns die Hl. Schrift von der Genesis bis zur Apok bezeugt. Dem Kommen des Herrn gehen immer die heiligen Engel voraus, ob das seine Ankunft im Fleische oder seine Wiederkunft in Herrlichkeit ist. Und immer ist es das Werk der heiligen Engel, dem Herrn zu dienen und die Menschen zu seiner Anbetung zu rufen, ob das die Hirten von Bethlehem sind oder die SŸhneseelen unserer Zeit.Ò

Lassen Sie sich auch nicht von der Verehrung der heiligen Engel abbringen! In der dogm. Konstitution Ÿber die Kirche ãLumen gentiumÒ Artikel 50 hei§t es: ãDass die Apostel und MŠrtyrer Christi, die mit ihrem Blut das hšchste Zeugnis des Glaubens und der Liebe gegeben hatten, in Christus in besonderer Weise mit uns verbunden seien, hat die Kirche immer geglaubt, sie hat sie zugleich mit der seligen Jungfrau Maria und den heiligen Engeln mit besonderer Andacht verehrt und hat fromm ihre fŸrbittende Hilfe erbeten.Ò

Hier kšnnte auf die Entscheidung des siebten …kumenischen Konzils, des II. von Nicaea 787 (DS 600) hingewiesen werden, aber auch auf die HL. Schrift, die eine Verehrung  der heiligen Engel kennt (vgl. Gen 48,16; Josue 5,13ff, Osee 12,4), freilich aber auch einen abgšttischen Kult der Engel ausdrŸcklich verwirft. Es sei nur an Apok 19,10 erinnert, wo der Seher auf Patmos von der strahlenden Grš§e des zu ihm sprechenden Engels ŸberwŠltigt wurde: ãDa fiel ich ihm zu FŸ§en, um ihn anzubeten. ER aber sprach zu mir: ãGib acht, nur nicht! Ich bin dein und deiner BrŸder Mitknecht, derer, die das Zeugnis Jesu haben. Gott bete an!Ò Nochmals wird das wiederholt in Apok 22,8 f: ãUnd ich, Johannes, bin es, der dies hšrte und schaute. Und nachdem ich es gehšrt und geschaut hatte, fiel ich, um anzubeten, zu den FŸssen des Engels nieder, der mir das zeigte. Aber er sprach zu mir: ãNur nicht! Ich bin dein Mitknecht und (der Mitknecht) deiner BrŸder, der Propheten und derer, die die Worte dieses Buches bewahren. Gott bete an!Ò

Der innere theologische Grund fŸr die Erlaubtheit und NŸtzlichkeit der Verehrung und Anrufung der heiligen Engel liegt darin, dass sie ebenso wie die Heiligen die beseligende Anschauung Gottes genie§en und ebenso wie diese durch ihre FŸrbitte bei Gott zweifellos viel vermšgen. ãSie anzurufen liegt umso nŠher, als gerade sie als Vermittler bei unseren Kulthandlungen und Gebeten auftretenÒ (J. Brinktrine, Die Lehre von der Schšpfung S. 183).

Erfreulich ist, dass in das neue ãKath. Gebet- und Gesangbuch Gotteslob zwei textlich sehr gehaltvolle Lieder zu den heiligen Engeln aufgenommen wurden (Nr. 605 und neben dem Lied zum hl. Erzengel Michael Nr. 606 in der Nr. 607 der schšne Text der in MŸnchen verheirateten Innsbrucker Dichterin Maria Luise Mumelter-Thurmair:

 

 

 

1.    Lasst uns den Engel preisen,
der wie ein Bruder still
auf Erden mit uns reisen
und uns behŸten will.
Er schaut in ew'gen Freuden
das abendlose Licht
und will auch uns geleiten
vor Gottes Angesicht.

2. Lasst uns dem Engel neigen
in Demut Herz und Sinn.
Er wird den Weg uns zeigen
zum Berg des Herren hin;

2.    er wird auf seinen HŠnden
uns tragen wunderbar
und wird den Feind abwenden
und bannen die Gefahr.

3. Lasst uns den Engel bitten,
dass er ein jedes Herz
mit seinen sichern Schritten
geleite himmelwŠrts;
dass keines sich verhŠrte
und falle in den Tod,
dass er als WeggefŠhrte
uns trage durch die Not.

4. Lasst uns zum Engel schauen,
wenn auf dem letzten Gang
durch Todesnot und Grauen
wird unserm Herzen bang.
Er wird die FlŸgel breiten
und uns aus dem Gericht
in Frieden heimgeleiten
vor Gottes Angesicht.

 

 

Abschlie§end wŠre es noch aufschlussreich, darauf hinzuweisen, w i Heilige ihren Glauben an die Existenz der Engel und ihre Verehrung der heiligen Engel praktiziert haben.

Auf einen bedeutenden Heiligen sei noch ausdrŸcklich hingewiesen, weil er vor allem auf die Wahrheit vom Schutzengel besonders oft und schšn seine Mšnche hingewiesen hat: der hl. Bernhard von Clairvaux. Es sind vor allem seine Sermones 11-14 Ÿber den Psalm ãQui habitatÒ (Ps 90), in denen dieser heilige Kirchenlehrer des MA auf die Wahrheit vom Schutzengel zu sprechen kommt, und zwar in einer so schšnen, lichtvollen Weise, dass die Kirche ein langes StŸck dieser Sermones als Lesung im Brevier Gebet am schutzengelfest verwendet hat.